Im Jahre 1996 erschufen Horror-Regisseur Wes Craven und Drehbuchautor Kevin Williamson einen Slasher, der im Alleingang das angestaubte Subgenre wiederbelebte. Dank einem gewitzten Drehbuches, welches Horrorkonventionen auf den Arm nahm, liebenswerten Charakteren und einem ikonischen Bösewicht wuchs aus „Scream“ eines der erfolgreichsten Horrorfranchises heran, das bis heute Fans auf aller Welt in den Bann zieht und noch immer für frischen Wind sorgt.

Im mittlerweile sechsten Teil der Horrorreihe sind die Überlebenden des letzten Woodsboro-Massakers nach New York gezogen, um ihrer tragischen Vergangenheit zu entkommen. Das dies nicht so einfach gelingt, versteht sich von selbst. Nach einigen brutalen Morden in der Großstadt ist klar: Ghostface ist zurück und will den Schwestern Sam und Tara wieder einmal das Leben zur Hölle machen. Unterstützung bekommen die Frischlinge von Franchise-Veteranen wie Gale Weathers und Kirby Reed. Doch können sie der Klinge des Serienkillers erneut entkommen oder gewinnt Ghostface dieses Mal die Oberhand?

Eines vorweg: „Scream VI“ toppt den Vorgänger in fast allen Bereichen. Schon ab der grandiosen Eröffnungsszene, die sich auf kreative Weise von den Vorgängern unterscheidet, übermittelt dieser Teil ein ganzes neues, frisches Feeling und wirkt deutlich düsterer als in den letzten Jahren. Wie auch schon damals in „Scream 2“ hält sich dieses Sequel an die Regel, dass alles größer und blutiger sein muss und überzeugt mit einigen der brutalsten Morde der ganzen Filmreihe. Dieser Ghostface hält sich nicht zurück und mordet an öffentlichen Orten, am helllichten Tag und ist rücksichtsloser denn eh und je. Von Zerstückelungen bis hin zur Benutzung einer Shotgun ist hier für jeden Gore-Fan etwas dabei. Die Morde und Verfolgungsjagden sind aber nicht nur brutal, sondern auch atmosphärisch und hoch spannend in Szene gesetzt. Schon lang nicht mehr war ein Film der Reihe so unheimlich.

Das neue Setting, New York, trägt viel zur Atmosphäre bei und wird auf vorteilhafte Weise genutzt. Die Hilflosigkeit der Charaktere, die um ihr Leben kämpfen, während Passanten sich nur für sich selbst interessieren, ist deutlich spürbar und treibt den Spannungspegel weit nach oben. Dazu kommt, dass die Charaktere so gut geschrieben sind, dass man niemanden von ihnen verlieren möchte, weder die Legacy-Charaktere, noch die neuen vier Hauptcharaktere, die sich in diesem Teil stark weiterentwickeln. Melissa Barrera, die im letzten Teil viel Kritik erntete, steigert sich in diesem Sequel enorm und bringt ihre Hater zum Schweigen. Und auch Jenna Ortega, Mason Gooding und Jasmin Savoy Brown überzeugen wieder in ihren jeweiligen Rollen, so dass man niemanden von ihnen missen möchte.

Die Charaktere waren immer eine Stärke der „Scream“-Reihe und dadurch dass einem alle ans Herz wachsen, tut es umso mehr weh, wenn man einen von ihnen verliert. So sollte es bei einem guten Slasher auch sein, was man bereits bei Charakteren wie Tatum, Dewey oder Randy schmerzend miterleben musste. Im sechsten Teil der Reihe scheut man sich ein wenig davor große Risiken einzugehen, was den Film jedoch nicht weniger effektiv macht. Neve Campbell’s Sidney Prescott ist zum ersten Mal nicht mit von der Partie, was dank des rasanten Erzähltempos allerdings kaum auffällt. Ihre Abwesenheit wird storytechnisch besser gehandhabt als im wahren Leben und so wichtig Sidney auch für das Franchise ist, es ist besser sie nicht dabei zuhaben, als ihren Charakter gezwungenermaßen in die Storyline einzubauen.

Die größte Schwäche dieser Fortsetzung liegt im finalen Akt. Die Auflösung ist vorhersehbar, wirkt nicht komplett durchdacht und ist auch irgendwie wenig erinnerungswürdig. Persönlich hab ich bereits vor dem Film, nur anhand des Trailers und der Charakterbeschreibungen, erraten, wer dieses Mal unter der Maske steckt. Zuschauer, die nicht so vertraut mit dem Genre sind, können hier vielleicht aber doch noch überrascht werden. Doch nicht nur die Vorhersehbarkeit ist das Problem, auch die Darstellung ist geprägt von übertriebenem Schauspiel und die Erklärung lässt viele Logikfragen offen. Unterhaltsam mit anzusehen ist das ganze dennoch allemal.

Fazit

Mit „Scream VI“ reiht sich ein weiteres starkes Sequel in das Franchise ein und beweist, dass sich die Horrorreihe selbst Jahrzehnte später immer noch steigern kann. Das New York-Setting sorgt für frischen Wind, die Morde sind blutiger, die Verfolgungsjagden spannender und Ghostface so brutal wie selten zuvor. Trotz der atmosphärischen Horrorelemente kommt auch der typisch schwarze Humor nicht zu kurz und für Fans gibt es außerdem ein Wiedersehen mit Legacy-Charakteren und viele, viele Easter Eggs. Hier und da hätte man mehr riskieren können und auch das Finale kann nicht komplett überzeugen, doch der aufregende und bluttriefende Weg dorthin macht dies wieder wett.

Bewertung: 9/10

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