Zehn Jahre nachdem Fede Álvarez mit dem Remake von „Evil Dead“ begeisterte, übernimmt nun Lee Cronin das Zepter, der bereits mit seinem Horrordebut „The Hole in the Ground“ zu überzeugen wusste, und fügt ein weiteres furchterregendes Kapitel zum Franchise hinzu. In „Evil Dead Rise“ gelangt das Buch der Toten, nach einem Erdbeben, in die Hände einer nichtsahnenden Familie. Gefangen in einem Hochhauskomplex versuchen sie, die Nacht gegen die tödlichen Deadites zu überleben.

In einer spektakulären Eröffnungsszene, die sich mal wieder in einer Hütte am See abspielt, huldigt Regisseur Lee Cronin dem Original, bevor er seinen eigenen Weg geht und die Handlung nach Los Angeles verlegt. „Evil Dead Rise“ ist nicht der erste Horrorfilm in diesem Jahr, den es in die Großstadt verschlägt (Hallo, „Scream VI“), aber bereits so eine kleine Änderung kann einem Film, vor allem in einem langlebigen Franchise, ein frisches Feeling verleihen. Im Gegensatz zum Remake von 2013 wirkt „Evil Dead Rise“ weniger dreckig und schonungsloser, stattdessen etwas polierter. Gorefans werden dennoch auf ihre Kosten kommen. Die brutalen Kills sind blutig in Szene gesetzt und werden von einer düsteren Atmosphäre untermalt.



Was ich an Horrorfilmen besonders liebe ist, wenn sie es schaffen, dass man als Zuschauer eine emotionale Bindung zu den Charakteren herstellt und genau das schafft „Evil Dead Rise“, was vor allem an der Familiendynamik liegt. Dadurch tut auch jeder Tod richtig weh, denn Lee Cronin scheut nicht davor zurück Charaktere aus dem Leben zu reißen, die man für sich sicher gehalten hat. Die schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller sind allesamt stark. Vor allem Alyssa Sutherland wechselt mit einer Leichtigkeit zwischen liebender Mutter und angsteinflößendem Dämon. Ihre Blicke und ihr teuflisches Lächeln gehen unter die Haut. Und auch Lily Sullivan spielt hervorragend und man kann ihrem Charakter Beth förmlich den Terror und den Schmerz vom Gesicht ablesen.



Ein großes Lob geht auch die Leute, die für die Special Effects zuständig sind. Nicht nur dass die blutigen Szenen unangenehm anzuschauen sind, vor allem wenn Glasscherben oder Käsereiben involviert sind, auch das Design der Deadites ist unheimlich geraten. Das Franchise ist bekannt für seinen oft vulgären Humor, den es auch hier zur Genüge gibt, und auch die POV-Aufnahmen dürfen nicht fehlen. Dennoch schafft es Regisseur Lee Cronin, trotz der bekannten Struktur und seinen Homages an „The Thing“ oder „The Shining“, dem Film seinen eigenen Stempel aufzudrücken und dem Publikum ein unterhaltsames Horrorspektakel zu liefern, das sowohl alten als auch neuen Fans gefallen wird.

Bewertung: 8/10

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